Zimmer 13 by Wallace Edgar

Zimmer 13 by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:30:53+00:00


15

Als Jonny Gray am nächsten Morgen die Regent Street hinabging, sah er an einer Straßenecke einen Mann stehen, der allerhand billigen Trödelkram feilhielt. Das Gesicht kam ihm merkwürdig bekannt vor, aber er war schon einige Schritte weitergegangen, bis ihm einfiel, woher er es kannte. Er kehrte um. Der Mann verzog das Gesicht zu einem Grinsen.

»Guten Morgen, Mylord«, sagte er. »Ein Ballon fürs Baby gefällig?«

»Fenner - nicht wahr?« fragte Jonny.

»Der bin ich, Captain. Ich dachte, Sie hätten mich nicht erkannt. Wie geht das Geschäft?«

»Still. Was machen Sie?«

Der Mann zuckte die breiten Schultern.

Jonny besann sich auf den Fall. Fenner hatte zwölf Jahre in Dartmoor gesessen und sollte einen Tag nach ihm entlassen werden. Eigentlich hätte er nach neun Jahren herauskommen müssen, aber da war etwas dazwischengekommen. In Gegenwart des alten Legge war er von einem Wärter geschlagen worden. Fenner hatte den Schlag erwidert. Beim darauffolgenden Verhör hätte ihn Legges Zeugnis vor der Züchtigung und vor der Strafverlängerung bewahren können. Doch Legge war mit den Wärtern zu gut befreundet, um einen ›Schinder‹ zu verraten, und Fenner kam auf den Prügelbock.

»Diesmal hat’s geklappt, wie?« fragte Gray.

»Wenn ich je den alten Legge sehe, will ich …«

Ein Polizist, der vorüberging, fixierte die beiden mißtrauisch, doch Jonnys achtbares Aussehen schien ihn zu beruhigen.

»Was treiben Sie, Gray?« fragte Fenner. »Sieht aus, als hätten Sie Ihr Glück gemacht!«

»Sie werden es nicht glauben, Fenner, aber ich lebe als ehrlicher Mann!«

»Das ist allerdings auch ein Beruf. Haben Sie Emanuel gesehen? Ein Kerl, der Emanuel! Und der junge erst -Jeffrey - das ist ein Bursche!«

Ein Aufblitzen in seinen Augen verriet Jonny, daß er von den jüngsten Begebenheiten mehr wußte, als er sich anmerken ließ. Seine nächsten Worte bestätigten diese Vermutung.

»Halten Sie sich die Legge-Bande vom Leibe, Captain! Die beiden bringen niemandem Segen, am wenigsten einem Mann von Ihrer Bildung. Auf Leute wie Sie hat Jeffrey es abgesehen, denn Sie kleiden sich wie ein feiner Herr und sehen wie ein feiner Herr aus. Gerade der richtige Mann, um Blüten umherzustreuen, ohne daß einer es ahnt.«

»Der ›große Drucker‹, was?« fragte Jonny blinzelnd.

»Der ›große Drucker‹ -«, wiederholte Fenner. »Er ist ein großer Drucker. In Dartmoor hört man allerhand Lügen, aber das ist wahr. Jeff hat das größte Geschäft, das hierzulande je aufgezogen wurde. Aber früher oder später werden sie ihn kriegen. Über jeden Schwindel gibt es mal Gerede. Und nach dem, was ich in den Blättern lese, ist das Gerede bereits im Gange.«

Ohne Umschweife fragte er: »Wer hat auf ihn geschossen?«

»Das ist bekanntlich ein Geheimnis.« Als Gray dem scharfen, forschenden Blick des andern begegnete, lachte er laut auf. »Ich bin es nicht gewesen, Fenner! Darüber kann ich Sie beruhigen. Und ein Freund von Jeff zu sein, sieht mir auch nicht ähnlich.«

Er zog ein schiefes Gesicht. »Wie steht’s mit dem Geldbeutel?«

»Leer.«

Jonny ließ ein paar Geldscheine auf das Zahlbrett fallen. Fenner steckte sie ohne ein Wort des Dankes in die Westentasche. Als Jonny weggehen wollte, rief er ihn zurück.

»Hüten Sie sich vor dem Kasten! Glauben Sie nicht, daß ich gute Ratschläge erteilen will. Ich denke nicht an Dartmoor.



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